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Kommunikation lange Zeit offenbar langsamer als Fließgeschwindigkeit des Grundwassers
Güterzugunfall: Experte spricht nach Austritt von 40.000 Litern Styrol von "weitgefächertem Schadensbild"
Online seit 26.03.2024 um 12:10 Uhr, aktualisiert am 27.03.2024 um 13:23 Uhr
Aktuelle Informationen zur Gewässerverunreinigung nach der Güterzugentgleisung mit dem Austritt des Gefahrstoffes Styrol wurden am Dienstag bei einem Medientermin in Wels-Neustadt präsentiert.
Nach der Entgleisung eines Güterzuges im vergangenen September im Welser Stadtteil Pernau, bei dem - wie jetzt bekannt gegeben wurde - insgesamt 40.000 Liter Styrol ausgetreten sein sollen - ist es lange Zeit eher ruhig gewesen, zuletzt wurde jedoch der Unmut lauter und es gab Verunsicherung, weil zahlreiche Anrainer über mangelnde und dürftige Informationen klagten. Wie am Dienstag bei einem Medientermin erläutert wurde, gelangten bei der Entgleisung von Kesselwaggons am 29. September 2023 40.000 Liter des Kohlenwasserstoffes Styrol in den Gleisschotter, das darunterliegende Erdreich und in weiterer Folge ins Grundwasser. Das Grundwasser fließt im Bereich der Schadensstelle mit einer Fließgeschwindigkeit von 15 Metern pro Tag. Es wurde zwar unmittelbar nach der Bergung der verunfallten Waggons mit Sanierungsmaßnahmen begonnen, im November hatte man das Schadenszentrum dann auch "vorerst im Griff". Nach der Weihnachtspause sei dann allerdings rasch bemerkt worden, dass sich der Schadensschwerpunkt im Grundwasser verlagert habe und abgedriftet sei.
"Mittlerweile gibt es ein weitgefächertes Schadensbild, der Schwerpunkt ist allerdings die Verunreinigung im Grundwasser", wie ein Experte der beauftragten Fachfirma erklärte.
30 Sanierungsbrunnen wurden in der Zwischenzeit errichtet, die Hälfte davon sei aktuell bereits in Betrieb. Die Verantwortlichen nutzten die Gelegenheit auch zum Dank für die betroffenen Anrainer, die die Arbeiten auf ihren Grundstücken ohne Gegenwehr durchführen lassen und somit einen großen Beitrag zur Schadensminimierung leisten. An mehreren Stellen werde das Wasser in großen Filteranlagen gereinigt. Derzeit endet der Bereich der Verunreinigung im Stadtteil Schafwiesen auf Höhe Etrichstraße beziehungsweise Uhlandstraße. Geschätzt etwa 20 Prozent des ins Grundwasser gelangten Stoffes konnte somit bereits wieder aufgefangen werden. Im Bereich der unmittelbaren Unfallstelle werden zudem noch weitere Maßnahmen zur Bodenaufbereitung notwendig sein, die alles andere als einfach ist, da daneben die Westbahnstrecke vorbeiführt und hier Hochbetrieb herrsche, wie es heißt.
Die Informationspolitik schien zumindest anfangs träger zu sein, als die Fließgeschwindigkeit des Grundwassers. Am Dienstag versicherte man aber, dass man bemüht sei, die nötigen Informationen rasch und offen zu kommunizieren. Vor wenigen Tagen wurde jedenfalls ein erweiterter Kreis an betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern informiert, auch weil es in der betroffenen Zone gleich mehrere Gebäude ohne Anschluss ans Wasserleitungsnetz gäbe. Wie Veranwortliche der Stadt Wels erläutern, seien mittlerweile alle aktuell betroffenen Haushalte informiert, für alle anderen gäbe es nach aktuellen Erkenntnissen keine Gefährdung und auch keinen Handlungsbedarf.
Am Mittwoch beginnt die eww ag mit der Errichtung der Notwasserversorgung, sprich es wird eine provisorische Leitung oberirdisch zu betroffenen Haushalten verlegt.
Großes Interesse herrschte Dienstagabend auch beim Informationsabend für die betroffenen Anrainer, zeitweise waren die Gemüter erhitzt. Kritisiert wurde in erster Linie die schlechte Informationspolitik, Stadt Wels und ÖBB gelobten Besserung. Im Laufe des Mittwochs sollen zudem alle bereits vorliegenden Informationen auch auf der Homepage der Stadt Wels ersichtlich sein, wo bisher nur die zwei Anrainer-Informationsschreiben zu finden waren sowie eine Presseaussendung dazu vom vergangenen September.
Wie am Abend bekannt wurde, wird Mittwochfrüh auch mit dem Errichten der Notwasserversorgung für einige der betroffenen Objekte begonnen.
Für die Nachbargemeinde Marchtrenk gibt es seitens der Experten bislang noch keine akute Gefährdung, weil man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht genau sagen kann, wie weit sich die Schadstofffahne ausbreiten wird, wie die Verantwortlichen im Rahmen der Informationsveranstaltung ebenfalls kommunizierten. Man müsse die Situation jedoch trotzdem noch im Auge behalten.
"Obwohl die getroffenen Maßnahmen bereits Wirkung zeigen, besteht nach wie vor Gefahr für Haushalte mit eigenem Hausbrunnen ohne Anschluss an die Ortswasserleitung. Seitens aller Beteiligten werden daher Sicherheitsvorkehrungen getroffen, sollte die Schadstoff-Fahne in die Bereiche der Ortschaften Schafwiesen und - deutlich zeitversetzt - Au weiterziehen. Es besteht genügend Vorbereitungszeit und diese wird zur Sicherung der Wasserversorgung im Abstrombereich und zum Erarbeiten und Setzen weiterer Maßnahmen gegen die Verbreitung genutzt. Die betroffenen Anrainerinnen und Anrainer werden nach genauerer Abgrenzung gesondert informiert", wie die Bezirkshauptmannschaft Wels-Land am Mittwoch in einer Presseaussendung bestätigt.
Foto: laumat/Matthias Lauber
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von Matthias Lauber
am 26.03.2024 um 12:02 Uhr erstellt,
am 26.03.2024 um 12:10 Uhr veröffentlicht,
am 27.03.2024 um 13:23 zuletzt aktualisiert.