Kurzmeldung
Großer Cyberkriminalitätsfall geklärt
Online seit 08.02.2023 um 21:27 Uhr
Intensive Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen durch das Landeskriminalamt Oberösterreich, im In- und Ausland führten nun zur erfolgreichen Klärung einer Vielzahl an Betrugs- und Geldwäschedelikten mit Bezug zur Cyberkriminalität. Neben der ermittlungstechnischen Aktführung und der operativen Mitwirkung hinsichtlich durchgeführter Hausdurchsuchungen, unterstützte das Landeskriminalamt Oberösterreich bei der Vollziehung eines erwirkten, europäischen Haftbefehles in Griechenland. Das von der Staatsanwaltschaft Wien geführte Verfahren umfasst neben mehreren inländischen Fakten auch europaweit einbezogene Betrugsfälle, welche derselben Täterschaft zugeordnet werden konnten. Den Gegenstand der oberösterreichischen Ermittlungen umfasst eine vorwiegend im gesamten Bundesgebiet agierende Tätergruppierung, welche unter anderem aus dem Haupttäter - einen seit 2015 in Österreich wohnhaften 35-jährigen nigerianischen Staatsangehörigen - dessen 30-jährigen österreichischen Ehegattin und einer 26-jährigen ungarischen Mittäterin besteht. Die Ermittlungen umfassen derzeit rund 30 Fakten, welche im Zeitraum von 2016 bis 2021 durch die Täterschaft verübt wurden. Die Gesamtschadenssumme beträgt beinahe eine Million Euro. Die im Jahr 2018 begonnene Ermittlung brachte nach vollzogener Hausdurchsuchung beim Hauptverdächtigen, eine Vielzahl an Beweismittel hervor. Die erfolgreich durchgeführte Hausdurchsuchung führte zur Sicherstellung von mehreren Datenträgern. Dieser Umstand ermöglichte der zuständigen Staatsanwaltschaft mehrere, bereits abgebrochene Verfahren neu aufzurollen und Ermittlungen hinsichtlich der nun bekannten Täterschaft fortzuführen. Die erdrückende Beweislast führte fortfolgend zur Festnahme des Hauptbeschuldigten im Juli 2021 in Wien, wobei der 35-Jährige nunmehr zu einer vierjährigen unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Seine 30-jährige Ehegattin, welche ebenso in die betrügerischen Machenschaften involviert war, wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe im Ausmaß von 18 Monaten zur Verantwortung gezogen. Gegen die weitere 26-jährige ungarische Mittäterin konnte ein europäischer Haftbefehl erwirkt werden. Die mit Anfang März 2022 begonnenen Zielfahndungsmaßnahmen führten schlussendlich im September zur Festnahme in Griechenland. In den meisten Fällen verschaffte sich die damals unbekannte Täterschaft Zugriff auf das lokale Datennetzwerk beziehungsweise das E-Mail-System der Opfer und fing unbemerkt den eingehenden und ausgehenden Mailverkehr zwischen den Vertragspartnern ab ("Man-in-the-Middle"-Attacke). Dies betraf meist Unternehmen und Institutionen, welche Rechnungslegungen und Zahlungsvereinbarungen über den unverschlüsselten Mailverkehr pflegten. Neben der Manipulation der Unterlagen im E-Mail-Anhang - Austausch des Zahlungszieles - erstellte die Täterschaft nahezu ident klingende Mailadressen der Vertragsparteien und fingierten hiermit eine täuschend echte Mailkonversation zu beiden Seiten. Der Betrug wurde im überwiegenden Teil der Fälle erst bekannt, als vereinbarte Zahlungen bereits geleistet wurden und aufgrund des nicht konformen Erhalts des Rechnungsbetrages eine telefonische Rücksprache zwischen den Parteien stattfand. Den festgenommenen Beschuldigten wird im Gesamtumfang der Tatbestände die Verwaltung und Verschleierung der betrügerisch erlangten Vermögenswerte angelastet. Um der unbekannten Täterschaft stets die für den Empfang von Schadensbeträgen benötigten Bankverbindung bieten zu können, begann der 35-jährige Haupttäter ein internationales Kontennetzwerk aufzubauen und dieses stets einsatzbereit zu verwalten. Zu diesem Zwecke bereiste er gemeinsam mit seiner Ehegattin mehrere europäische Länder und sie eröffneten gemeinsam eine Vielzahl an Konten bei unterschiedlichsten Banken, unter anderem auch bei Online-Banken. Neben der Erstellung privater Bankkonten erfolgte auch die Gründung von Unternehmen und die Erstellung dazugehöriger Bankverbindungen - dies ermöglichte den Erhalt größerer Geldbeträge, die bei privaten Bankverbindungen blockiert werden würden. Der 26-jährigen - in Griechenland festgenommenen - Mittäterin wird unter anderem angelastet, dass sie unter Verwendung eines gefälschten Identitätsdokumentes, samt Nutzung einer österreichischen Scheinadresse und in enger Absprache mit dem nigerianischen Haupttäter, ebenso diverse europäische Länder zu Konteneröffnungen bereiste. Nach vollzogenen Eröffnungen folgte stets die Weitergabe der Online-Banking-Zugangsdaten an den Haupttäter. Neben eigens eröffneten Bankverbindungen bedienten sich die Beschuldigten ebenso bekannter oder willkürlich angetroffener Personen auf öffentlichen Plätzen, um diese unter Vorspielen falscher Tatsachen zur Konteneröffnung und Bereitstellung dieser zu bewegen. Nach dem Einlangen von Geldern betrügerischer Herkunft wurden diese Personen folglich angehalten, die Beträge abzüglich einer Provision weiterzuleiten oder den Betrag in bar zu beheben und persönlich weiterzureichen. Dieses arbeitsteilige, genauestens organisierte und wiederkehrende Vorgehen zeigte, dass der 35-Jährige eine zentrale Figur der Geldverschleierung, zu "Man-in-the-Middle"-Attacken, in Österreich war, berichtet die Polizei.
von Matthias Lauber
am 08.02.2023 um 21:27 Uhr erstellt,
am 08.02.2023 um 21:27 Uhr veröffentlicht.